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Ankotzen und Angekotzt werden: Emotionale Oppression Olympics

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Seit Anfang der Woche sagt mir die Welt, dass dieser Text geschrieben werden soll. Anscheinend von mir ;-) . Erst ein Vortrag, bei welcher die Frauenpolitik als „Hauptwiderspruch“ gegenüber anderen Diskriminierungen inszeniert wurde. Dann der Kuttner-Scheißdreck, zu welchem meine Facebook-Timeline noch keinen Link herangespült hat, der nicht mit einer antisemitischen Form der Oppression Olympics angereichert ist (Edit: Endlich was Gutes zu Kuttner zum Verlinken gefunden!) und dann die Kinderbetreuungsdiskussion anlässlich des Gendercamps.

Die angenehme Geschichte an der Ablehnung von Oppression Olympics ist, dass eine_r nicht mal von deren Richtigkeit überzeugt sein muss, um Oppression Olympics abzulehnen. Es reicht ein einfaches Kalkül: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Verbündete für mein „wichtigstes Thema der Welt“ verliere, wenn ich die Themen anderer Menschen kleinrede? Sehr hoch? So ca. 89%? Ja? Also, dann lieber nicht bei den Oppression Olympics mitspielen. Natürlich ist mein Scheiß für mich wichtiger, als der Scheiß anderer. Ich kann nur mit „für mich“ bei den Oppression Olympics nicht mal einen Blumentopf gewinnen. Ich muss mich also in ein Verhältnis zur Welt drum herum setzen. Das ist nicht immer einfach, denn vor allem Diskriminierungen, die mich direkt negativ betreffen, brennen mir am Stärksten unter den Nägeln (RW). Doch wie das mit Diskriminierungen so ist, um sie zu lösen, müssen wir es gesamtgesellschaftlich angehen. Es braucht Verbündete.

Ich persönlich bin super froh, dass ich nicht von jeder diskriminierenden Scheiße negativ betroffen bin. Das nämlich gibt mir die Gelegenheit zu erfahren, wie es ist angekotzt zu werden. Im selber kotzen bin ich ganz gut, doch angekotzt zu werden, gibt mir ein Lernumfeld, wie schwierig es ist, angekotzt zu werden. (Mit „kotzen“ meine übrigens Diskriminierungen als Betroffene_r mit Emotion zu thematisieren.) So kann ich lernen, mein von mir angekotztes Gegenüber besser einzuschätzen. Ein Teil dieses Lernprozess ist zu verstehen, wie leicht ich selbst in die Falle der Oppression Olympics gehe. Gerade beim Kotzen ist die Wohlüberlegtheit häufig nicht zu erreichen.

Es entstehen so manchmal Situationen, in denen jede Seite Mist gebaut hat. Um so eine Situation aufzulösen, braucht es eine Streitkultur und die sollte möglichst nicht „typisch deutsch“ sein. „Den Deutschen“ wird gerne nachgesagt, dass sie der These folgen, dass die Person, die als erste „Entschuldigung“ sagt, verloren hat. Wunderschön z.B. bei versehentlichen Anrempeleien zu beobachten: Wer sich zuerst entschuldigt, hat Schuld.  Doch eigentlich wissen wir ja, dass es nicht so ist. Oder warst Du jemals alleine Schuld, nur weil Du Dich zuerst entschuldigt hast? ;-)

Nehmen wir also an, die Situation ist folgende: Person A gibt diskriminierende Scheiße von sich. Person B kotzt und würgt dabei leider andere diskriminerende Scheiße mit raus. Person A kotzt (und macht eventuell das Gleiche). Jetzt kommen die emotionalen Oppression Olympics: Die eigene Scheiß-Erfahrung ist wichtiger als die fremde Scheiß-Erfahrung. Das wird unter Garantie nicht gut ausgehen, außer eine Person gibt nach (und dann *haha* ist diese Person, die Klügere! GEWONNEN! Argh.).

Es braucht also einen anderen Umgang, vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt und so. Dann langsam vorarbeiten: Was ist Deine Erfahrung, was ist meine? Wie lesen wir die Situation der jeweils anderen Partei? Müssen wir wirklich abwägen, wessen Bedürfnisse wichtiger sind?

(Ich habe aus einer komischen Form von Faulheit begonnen, die “Opression Olympics” mit verschiedenen Links zu versehen. Weiter Vorschläge für gute Links bitte in die Kommentare – natürlich genauso wie Kritik an eingefügten Links!)


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